Schon früh in meinem Leben war ich tief mit meinem Glauben verbunden. Der Glaube an etwas Größeres trug mich durch meine Kindheit. Doch mit Beginn der Pubertät rückte das zunehmend in den Hintergrund. Es fing an mit Jungs, Partys, russischer Kartoffelschnaps und Tanztabletten. Doch dabei blieb es nicht. Die Nächte wurden immer länger und länger und die Substanzen immer härter und härter. Schritt für Schritt verlor ich den Boden unter den Füßen, während ich versuchte, mich in einem Strudel aus Betäubung und Exzess selbst zu finden. Doch all das führte mich nur auf einen immer dunkleren Weg – steil bergab.

Irgendwann musste ich mir die bittere Frage stellen: Wie viel von MIR selbst bleibt noch übrig, wenn ich so weitermache?

Nach dem Entzug kam die Leere. Es war, als hätte ich mich komplett verloren. Ich versuchte, die Leere zu füllen, indem ich den vorgezeichneten Weg ging, von dem die Gesellschaft behauptet, er bringe Glück: Mann, ein pervers großes Haus, ein sündhaft teures Auto. Spoiler: Nichts davon brachte das ersehnte Glück. All diese äußeren Dinge konnten die innere Leere nicht füllen. Es war, als würde ich in einem perfekt gestalteten Leben existieren, ohne wirklich darin zu leben.

Also folgte ich dem, was in mir leise flüsterte. Ich packte meinen Rucksack und ließ Deutschland für eine sehr sehr lange Zeit hinter mir. Alleine reiste ich durch die halbe Welt. Damals dachte ich, ich hätte unendlich viel Glück gehabt, dass mir auf meiner Reise nie etwas schlimmes passiert ist. Heute weiß ich, dass Glück damit nichts zu tun hatte – aber das ist eine andere Geschichte.

Unterwegs besuchte ich viele alternative Gemeinschaften, und fragte die Menschen dort nach dem Glück…

Irgendwann, an einem unscheinbaren Nachmittag, begegnete ich einem Schamanen und erhielt ich mein erstes Ritual. Von da an spürte ich den Ruf in mir, tiefer in diese geheimnisvolle Welt einzutauchen. Was ist Schamanismus wirklich? Welche Geheimnisse trägt ein Schamane in sich, was sieht er, das anderen verborgen bleibt? Wie entfaltet sich seine Arbeit in dieser Welt zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem?

Getrieben von dieser Neugier, machte mich auf, alle möglichen Schamamen zu besuchen. In verschiedenen Ländern, an entlegenen Orten, saß ich an Lagerfeuern, lauschte uralten Gesängen und nahm an Ritualen teil, die mir nach und nach die verborgenen Weisheiten offenbarten. Doch je mehr ich erlebte, desto mehr Fragen taten sich auf – und genau das war es, was mich vorantrieb: die Sehnsucht nach einem tieferen Verständnis, nach einem Wissen, das über das Offensichtliche hinausgeht. Meine ersten Erfahrungen mit Entheogenen zeigten mir, dass sie mehr sind als Substanzen – sie sind uralte, heilige Medizin, die weit über die körperliche Ebene hinaus wirkt. Diese Erfahrungen brachten mich zurück zu etwas, das ich seit meiner Kindheit verloren hatte: dem Fühlen.

Zum ersten Mal spürte ich wieder tiefe Liebe – eine Liebe, die nichts mit äußeren Umständen zu tun hat, sondern tief in meinem Inneren verankert war. Diese Liebe veränderte alles. Sie zeigte mir, dass das wahre Glück nicht in den Dingen liegt, die wir besitzen oder in dem, was die Gesellschaft von uns erwartet, sondern in der Verbindung zu uns selbst und zu etwas Größerem.

Nun trägt diese hier Seite den Namen Kambo Vechta, und deshalb möchte ich jetzt, vielleicht auf den ersten Blick etwas abrupt, den Bogen zu Kambo spannen. Eine meiner frühesten Erinnerungen ist die an Albträume – ein Thema, das tief in mir verwurzelt ist (den Hintergrund dazu erzähle ich dir gerne einmal in einem persönlichen Gespräch). Irgendwann empfahl man mir, es mit Hypnose zu versuchen, doch auch diese konnte die tiefer liegenden Schichten nicht berühren. Dennoch gab mir der Hypnotiseur ein Wort mit auf den Weg, das wie ein unscheinbarer Schlüssel zu einer neuen Welt wirkte: Ayahuasca.

Wer sich mit Ayahuasca beschäftigt, begegnet unweigerlich dem Namen Christian Rätsch. Seine Bücher und Vorträge waren für mich wie ein stiller Ruf, eine Einladung, die Wirklichkeit in ihrer ganzen Tiefe zu erforschen. Ich verschlang alles, was er schrieb und sagte, bis ich schließlich an einem seiner Seminare teilnahm – ein unvergessliches Erlebnis. Es sollte das letzte Seminar sein, das er vor seinem plötzlichen Tod abhielt. Es war, als wäre diese Begegnung ein letztes Geschenk, eine Wegmarke in meiner eigenen Reise.

Dort traf ich eine Frau, deren Arme und Beine von kleinen, auffälligen Narben gezeichnet waren. Als ich sie darauf ansprach, öffnete sie mir die Tür zu einer anderen Welt – der Welt von Kambo. Sofort spürte ich tief in mir, dass ich diesen Pfad selbst betreten musste. Kurze Zeit später fand ich mich auf einem Ayahuasca-Retreat wieder, bei dem auch Kambo angeboten wurde. Und während Ayahuasca in seiner Art heilsam war, war es das Erlebnis mit Kambo, das mich tief erschütterte – im besten Sinne. Es war, als hätte ich die Welt mit neuen Augen gesehen, als hätte sich eine Schicht über meinen Sinnen aufgelöst. Nie zuvor hatte ich solch eine Klarheit, solche Tiefe gespürt.

In diesem Moment wurde mir klar: Das ist es. Das ist die Medizin, die ich teilen möchte. Ein Weg, der Menschen hilft, sich selbst wieder zu spüren, ihre eigenen Tiefen zu erforschen und das zu finden, was längst in ihnen schlummert.

Der Rest ist Geschichte.

Meine Reise ist noch lange nicht zu Ende, und vielleicht wird sie das auch nie sein. Aber heute weiß ich: Egal, wie weit oder tief ich gehe, ich bin auf dem Weg Richtung Licht.

Nachtrag:

Das Letzte, was ich möchte, ist, Substanzen zu verherrlichen. Doch wenn wir ehrlich sind und die Definition von „Drogen“ einmal genauer betrachten, dann sollte unser Blick über Ayahuasca, Pilze usw hinausgehen. Was wir oft vergessen, sind die alltäglichen Dinge, die uns genauso gefangen nehmen können: Zucker, Pornografie, Fast Food, Alkohol, Gossip, der endlose Strom von sinnloser Unterhaltung im TV. All diese Dinge wirken wie stille Gifte. Sie betäuben uns, lassen uns abstumpfen, entfernen uns von uns selbst und von dem, was wirklich zählt.

Dagegen sind diese Naturheilmittel, älter als jeder moderne Trend und haben nichts mit dem zu tun, was uns heute als Drogen verkauft wird. Sie entstammen einer tiefen, uralten Weisheit, die die Zeiten überdauert hat.

Doch auch hier möchte ich keine falschen Vorstellungen wecken: Es geht mir nicht darum, etwas zu verherrlichen. Ich teile lediglich meine eigenen Erfahrungen, die mich zurück zu meinem Glauben geführt haben.

Denn wenn ich eines gelernt habe, dann ist es dies: Keine Substanz – egal ob legal oder illegal – kann uns den Frieden bringen, den wir tief in unserem Herzen suchen. Kein äußerer Reiz, keine flüchtige Befriedigung kann die Leere füllen, die nur durch echte Verbindung geschlossen werden kann. Und diese Verbindung liegt jenseits von allem, was uns diese Welt anbietet. Es ist der liebe Gott allein, der uns diese Art von Frieden schenken kann. Und der Weg zu ihm ist so einzigartig wie jede Seele auf dieser Erde.

Ich habe meinen Weg gefunden, durch Dunkelheit, durch Verirrung und durch schmerzhafte Lektionen. Aber ich weiß auch, dass dieser Weg für jeden anders aussieht. Der einzige Rat, den ich geben kann, ist: Geht euren Weg mit offenem Herzen, und vertraut darauf, dass euch die Suche zu dem führt, was wirklich zählt.

Viel Glück dabei.

Entheogene:

Entheogene sind eine besondere Kategorie psychoaktiver Substanzen, die dazu dienen, spirituelle Erfahrungen hervorzurufen, die auf persönliche Entwicklung abzielen. Sie werden häufig von der Freizeitnutzung solcher Substanzen abgegrenzt. Der Begriff „Entheogen“ stammt aus dem Altgriechischen und setzt sich aus den Wörtern „éntheos“ (inspiriert, beseelt) und „genésthai“ (ins Dasein treten) zusammen. Diese Substanzen sollen Inspiration und Einsicht fördern und werden traditionell in religiösen, spirituellen und schamanischen Kontexten verwendet.

In der Anthropologie ist die spirituelle und religiöse Bedeutung von Entheogenen gut etabliert. Sie ergänzen eine Vielzahl von Praktiken, die zur Erlangung der Transzendenz eingesetzt werden, wie Meditation, Yoga, Gebete, Rituale, Hymnen, Singen, Trommeln und Wahrsagerei. Auch die Hippie-Bewegung der 1960er Jahre übernahm Entheogene für psychedelische Kunst, Musik, Raves und sensorische Experimente wie Deprivationstanks.

Der Begriff „Entheogen“ wurde geschaffen, um negative Konnotationen der Begriffe „Halluzinogen“ und „Psychedelikum“ zu vermeiden, da diese oft mit Wahnsinn und Delirium assoziiert wurden. Besonders in den 1960er Jahren, als Psychedelika mit der Gegenkultur verbunden wurden, geriet der Begriff „Psychedelikum“ in Verruf. Entheogen wurde als geeigneterer Ausdruck gewählt, um den spirituellen und kulturellen Gebrauch solcher Substanzen neutraler und präziser zu beschreiben.