Alkohol

Warum ich nie verstehen werde, dass „Nicht trinken“ weniger akzeptiert wird als Trinken


In unserer Gesellschaft scheint es völlig normal, Alkohol zu trinken – es ist fast schon eine Erwartungshaltung. Kaum jemand fragt dich, warum du trinkst, aber sagst du, dass du keinen Alkohol möchtest, folgen oft die Fragen: „Warum nicht?“ oder „Bist du schwanger?“ Es ist verrückt, dass der Verzicht auf Alkohol manchmal als die seltsame Entscheidung gilt. Aber was steckt eigentlich dahinter?

Vielleicht hilft ein Blick auf die Bedeutung des Wortes „Alkohol“, um die Sache etwas klarer zu machen. Ursprünglich stammt es aus dem Arabischen: Al-Kuhl – und interessanterweise bedeutet es nicht nur den Stoff, den wir kennen, sondern auch „Geist“ oder „böser Geist“. Früher glaubte man, dass Alkohol eine Art Dämon sei, der Besitz vom Körper und der Seele ergreift. Und irgendwie spiegelt das genau das wider, was passiert, wenn wir zu viel trinken. Wir verlieren ein Stück von uns, verhalten uns vielleicht anders als sonst, machen Dinge, die wir später bereuen – es ist, als ob wir uns selbst für einen Moment verlieren.

Spirituell betrachtet hat das eine tiefere Dimension. Viele spirituelle Traditionen – ob Sufismus, Christentum oder Buddhismus – warnen nicht nur vor den körperlichen Gefahren von Alkohol, sondern auch vor den seelischen Folgen. Es geht darum, dass Alkohol uns nicht nur den klaren Verstand nimmt, sondern uns auch von unserer eigenen Essenz trennt. Wir alle haben eine natürliche Verbindung zu uns selbst, zu anderen und zu etwas Größerem. Wenn wir trinken, besonders wenn wir viel trinken, verdunkelt sich dieses Licht in uns. Wir spüren uns nicht mehr richtig, sind nicht mehr so präsent.

Stell dir deinen Körper wie ein Gefäß vor, das Licht und Energie trägt. Alkohol trübt dieses Licht, es stört den natürlichen Energiefluss. Wir verlieren die Klarheit, die uns dabei hilft, uns selbst zu verstehen und in der Welt zu navigieren. Unsere Intuition – dieses innere Gefühl dafür, was richtig für uns ist – wird stumpf. Und in vielen schamanischen Traditionen wird Alkohol genau deshalb gemieden. Schamanen verzichten bewusst darauf, weil sie wissen, dass er eine Barriere schafft und sie daran hindert, sich mit den höheren Energien und Dimensionen zu verbinden.

Es gibt einen Grund, warum Alkohol oft als Betäubungsmittel verwendet wird – es betäubt nicht nur den Körper, sondern auch den Geist. Es hilft uns, dem zu entkommen, was wir eigentlich fühlen sollten. Und in einer Welt, in der es so einfach ist, sich von Ablenkungen und Reizen einfangen zu lassen, ist es eine echte Herausforderung, bei klarem Verstand zu bleiben und sich den eigenen Gefühlen zu stellen. Aber genau das ist es, was uns wachsen lässt.

Es ist ironisch, dass Menschen, die keinen Alkohol trinken, oft schief angeschaut werden. Es wird fast so wahrgenommen, als sei das „Nicht trinken“ die seltsame Entscheidung, während Trinken als normal gilt. Aber wenn wir ehrlich sind: Was ist wirklich mutiger – sich dem gesellschaftlichen Druck hinzugeben oder stark genug zu sein, um klar zu bleiben?

In Wahrheit hat der Verzicht auf Alkohol nichts mit Langeweile oder Strenge zu tun. Es geht vielmehr darum, sich selbst zu respektieren und bewusst zu leben. Es geht darum, klar zu bleiben – in einer Welt, die uns ständig mit Reizen und Ablenkungen überflutet. Klarheit gibt uns die Fähigkeit, uns selbst und unsere Umwelt wirklich wahrzunehmen, ohne uns zu betäuben oder zu flüchten.

Am Ende ist es eine persönliche Entscheidung. Aber für mich ist es klar: Es gibt nichts Wertvolleres als die Freiheit, bei sich selbst zu bleiben – ohne durch Alkohol den Zugang zu unserer inneren Wahrheit zu verlieren.


Sprüche 20,1 (Schlachter 2000): „Der Wein ist ein Spötter, starkes Getränk ein Lärmer, und keiner, der davon taumelt, wird weise.“

Cle
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