Es gibt Theorien, Berichte, Erfahrungen – aus Therapiegruppen, aus Kambo-Zirkeln in Europa:

Kambo kann bei Sucht hilfreich sein.

Nicht als Wunder. Nicht als Allheilmittel. Aber als radikales, körperbasiertes Gegenmittel zur Betäubung. Und ja – man kann erklären, warum. Ich möchte hier genau das tun: Ohne Mythos. Ohne Verherrlichung. Sondern sachlich, aber offen. Denn was in diesen Zeremonien passiert, lässt sich auf drei Ebenen nachvollziehen: körperlich, neurochemisch und seelisch.

1. Der körperliche Reset – das vegetative Nervensystem wird gezwungen, neu zu starten.

Kambo ist kein Rauschmittel. Es macht dich nicht high. Es reißt dich in deinen Körper zurück. Was es in Gang setzt, ist brutal echt – Schweiß, Zittern, Brechreiz, Schwäche… aber darunter liegt ein hochintelligenter Mechanismus: Kambo stimuliert das autonome Nervensystem – besonders den Parasympathikus.– Gleichzeitig setzt der Körper Stresshormone frei (Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol) – und baut sie dann abrupt ab.– Es kommt zu einem Schock-Regulationsvorgang, vergleichbar mit einem körperlichen Reset. Viele berichten, dass sie nach Kambo zum ersten Mal seit Jahren wieder wirklich im Körper sind. Nicht abgespalten. Nicht betäubt. Sondern wach, klar, leer. Und genau das ist entscheidend: Sucht ist oft ein Versuch, diese innere Leere zu füllen. Kambo bringt sie gnadenlos an die Oberfläche – aber diesmal ohne Fluchtweg.

2. Das Belohnungssystem – Peptide, die kurz wirken, aber etwas verschieben.

Kambo enthält eine Vielzahl biologisch aktiver Peptide. Darunter:

– Dermorphin

– Deltorphin

Beide wirken stark auf das endogene Opioidsystem. Sie sind potenter als Morphin, aber sie wirken nur extrem kurz. Sie lösen keine Sucht aus – im Gegenteil. Denn was sie im Körper hinterlassen, ist kein Kick, sondern ein kurzes, klares Signal:„Ich bin versorgt. Ich brauche nichts.“Viele, die mit Substanzen kämpfen – Alkohol, Koffein, Zucker, Nikotin, Kokain, berichten, dass sie nach Kambo für einige Zeit keinen inneren Suchimpuls mehr spüren. Nicht aus Disziplin. Sondern weil das System satt ist. Nicht geistig – sondern ganz tief im Nervensystem. Es ist, als ob der Körper neu entscheidet:„Ich will das nicht mehr.“ Und selbst wenn das nicht dauerhaft bleibt – es ist oft der erste Bruch im Automatismus. Ein erstes Nein, das nicht vom Kopf, sondern vom Bauch kommt.

3. Psychisch und seelisch – das Wiedererleben von Kontrolle und Klarheit

Sucht hat viele Gesichter.

Aber eines ist fast immer dabei: der Verlust von innerer Handlungsfreiheit. Man weiß, dass es nicht gut ist. Man sieht sich selbst – und greift trotzdem zu. Zigarette. Bildschirm. Tüte. Griff zur Flasche. Immer wieder.

Kambo ist das Gegenteil davon. Es gibt keine Flucht, keinen Genuss, keinen Trost. Es gibt nur den eigenen Körper, das Erbrechen, das Zittern, das Loslassen. Und mittendrin eine Stimme, die sagt:„Ich halte das aus.“ Für viele ist das der Moment, wo das erste Mal seit Langem wieder Selbstwirksamkeit spürbar wird. Nicht im Kopf – sondern als Erfahrung:„Ich bin durchgegangen. Ich bin noch da. Ich habe etwas überlebt, das stärker war als mein Verlangen.“ Und manchmal reicht das. Nicht als Therapie. Aber als Wendepunkt.

Wichtig: Kambo heilt keine Sucht. Es ersetzt keine therapeutische Begleitung. Es ersetzt keine Abstinenzprogramme, keine psychologische Arbeit, keine Selbsthilfegruppen. Aber was es kann, ist das hier: Es öffnet ein Zeitfenster. Ein Moment, in dem das System neu gestartet ist. Ein Tag, an dem nichts drängt. Ein Atemzug, in dem die Leere nicht gefährlich ist. Ein klarer Blick, der sagt:„Ich will das nicht mehr. Ich brauche das nicht mehr.“ Und wenn du in diesem Fenster etwas Entscheidendes entscheidest, dann hat Kambo nicht geheilt. Aber etwas geweckt, das du lange nicht mehr gespürt hast.

Hinweis

Wenn du mit Sucht kämpfst: Such dir Hilfe. Sprich mit jemandem, der bleibt, wenn du fällst. Lass dich begleiten.Und wenn du dich begleiten lässt –dann vielleicht von Menschen, die wissen, wie sich Leere anfühlt. Die nicht retten, sondern halten. Nicht handeln, sondern bleiben.

Danke an all jene,die den Mut haben, sich der Stille zu stellen. Dem Entzug, dem Zittern, dem Nichtstun.

Danke an die Körper, die schreien –und an die Menschen, die hinhören.

Persönliche Meinung:

Für mich ist klar: Ich würde niemals auf die Idee kommen, Kambo als alleinige Lösung bei Suchtthemen zu empfehlen.Ein sicher geführter Entzug, psychologische Begleitung, medizinische Abklärung – all das kann lebenswichtig sein. Und gehört in professionelle Hände.Aber ich habe in den letzten Jahren erlebt, wie Kambo unterstützend wirken kann – begleitend, klärend, stabilisierend.Nicht als Ersatz. Sondern als Teil eines größeren, individuellen Weges.Ich glaube daran, dass echte Veränderung dann möglich wird,wenn wir uns erlauben, mehrere Wege gleichzeitig offen zu halten.Wenn Schulmedizin und traditionelle Naturverfahren nicht gegeneinander,sondern nebeneinander stehen dürfen.Die Palette der Möglichkeiten ist groß –und ich bin überzeugt, dass jeder Mensch das Recht hat,sich so viel Unterstützung zu holen, wie es für ihn passt.Nicht entweder-oder.Sondern: Was hilft – darf bleiben.