Niemand ist frei, bis alle frei sind
Niemand ist frei, bis alle frei sind. Warum die Freiheit anderer immer auch deine betrifft. Es gibt Sätze, die wie eine Parole klingen.Und es gibt Sätze, die wie ein Messer sind – sie schneiden jede Illusion weg.„Niemand ist frei, bis alle frei sind.“ Das ist kein Spruch. Das ist eine Zustandsbeschreibung.
Die bequeme Lüge
Viele Menschen glauben, Freiheit sei etwas, das man einmal hat – und das einem niemand nehmen kann, solange man sich in einem „sicheren Land“ befindet.Ein Pass, eine stabile Regierung, volle Supermarktregale – und schon fühlen wir uns unantastbar.Das ist eine Illusion.Freiheit ist kein Privatbesitz.Sie ist ein Netz. Wenn dieses Netz nicht alle trägt, ist es instabil.Ein System, das irgendwo Menschenrechte verweigert, kann sie jederzeit auch dir verweigern.
Die Realität in Gaza
Gaza ist keine ferne Welt. Es sind 2.900 Kilometer – weniger als ein Flug in den Urlaub. Und trotzdem ist es ein Ort, an dem Menschen ohne Strom, ohne Trinkwasser, ohne Sicherheit leben.Die Hungerstufe steht auf Level 5 – Katastrophe. Das ist die höchste Stufe, die es gibt. Kinder sterben an Unterernährung. Mütter kochen Wasser mit Gewürzen, damit es wenigstens nach Suppe riecht. Wir sehen es. Jeden Tag. Und wir scrollen weiter.
Warum das auch unsere Freiheit betrifft
Freiheit ist nur echt, wenn sie universell ist. Wenn wir akzeptieren, dass sie nicht für alle gilt, machen wir sie zu einem Privileg – und Privileg ist das Gegenteil von Freiheit. Wer glaubt, frei zu sein, während andere eingesperrt, entrechtet oder bombardiert werden, lebt in einer Blase. Diese Blase platzt, sobald sich die Machtverhältnisse ändern. Ein System, das nach unten tritt und nach oben schweigt, ist kein Schutzschild. Es ist eine Zeitbombe.
Freiheit ohne Mitgefühl ist leer
Was ist deine Freiheit wert, wenn du dafür dein Herz ausschaltest? Wenn du aufhörst hinzusehen, weil es zu weh tut? Wer Mitgefühl verliert, verliert auch das Gespür dafür, was Freiheit wirklich bedeutet. Echte Freiheit ist die Fähigkeit, verbunden zu bleiben, auch mit Menschen, deren Leben nichts mit deinem zu tun zu haben scheint.
Denn am Ende entscheidet genau diese Verbindung darüber, wie stabil deine eigene Freiheit ist.
Die Verantwortung, die aus Glück entsteht
Wir hatten Glück. Mehr nicht. Wir sind in einem Teil der Welt geboren, in dem Gesetze, Infrastruktur und Sicherheit selbstverständlich erscheinen. Das ist kein Grund für Schuld, aber es ist ein Grund für Verantwortung. Diese Verantwortung heißt nicht, dass wir alles lösen können. Aber sie heißt, dass wir nicht schweigen, nicht wegsehen, nicht so tun, als ginge es uns nichts an.
Was wir tun können
Hinschauen. Auch wenn es weh tut. Zuhören. Ohne alles gleich zu kommentieren.Teilen. Damit diese Geschichten nicht verstummen. Spenden. Damit wenigstens das Überleben gesichert ist. Sprechen. Auch wenn die eigene Stimme zittert. Nicht alles ist möglich. Aber nichts zu tun, ist keine Option.
Ein Spiegel
Die Frage ist nicht, ob wir betroffen sind. Die Frage ist, ob wir noch fühlen. Ob wir bereit sind, uns in den Spiegel zu schauen, ohne uns vor dem Blick zu drücken. Denn niemand ist frei, solange andere hungern, fliehen, sterben – und wir zusehen. Freiheit ist keine Mauer. Sie ist ein Raum, der für alle offenstehen muss.
Niemand ist frei, bis alle frei sind.

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